Derksen, Peter

geb. am 23. September 1913 in Neuendorf (Ukraine), Russland, gest. am 8. November 1992 in Neuland, Paraguay; Oberschulze.

Peter Derksen war der erste Oberschulze der Kolonie Neuland und hat sein Leben in den Dienst der Mennoniten in Paraguay gestellt. In Russland hatte Derksen das Elektrikerhandwerk erlernt, hatte dann die Flucht aus der Heimat und die Teilnahme am Zweiten Weltkrieg überlebt und kam auf Umwegen nach Westdeutschland, wo er mit seiner Familie wieder vereint wurde. In Deutschland stellte er sich sehr bald in den Dienst der Mennoniten, indem er mennonitische Flüchtlinge aus Russland suchte und ihnen den Weg in ein Lager ebnete. Dabei arbeitete er mit dem →Mennonite Central Committee (MCC) und mit Benjamin H. →Unruh zusammen.

Gemeinsam mit anderen Flüchtlingen kam er 1947 nach Paraguay und gehörte zu den ersten Siedlern, die die Kolonie Neuland gründeten. Von Anfang an übernahm er verantwortliche Aufgaben bei der Gründung und dem Aufbau der neuen Siedlung. Er wurde als erster Oberschulze der Kolonie gewählt und blieb, immer wieder durch Wiederwahl im Amt bestätigt, bis 1972 in dieser Verantwortung.

Peter Derksens Bedeutung für die Kolonie Neuland lässt sich nicht in knappen Worten fassen. Jedoch drei Aspekte sind hervorzuheben: Er hat sich vor allem für die Bedürftigen in Neuland eingesetzt: alleinstehende Männer und Frauen, zerrissene Familien, Frauen mit kleinen Kindern und alten Müttern. Mit ihnen allen musste eine neue Siedlung gegründet und aufgebaut werden. Er erbat Hilfe von den nordamerikanischen Mennoniten, damit wenigstens Gemeinschaftsprojekte wie Schule, Krankenhaus und Kooperative eingerichtet werden konnten.

Derksen setzte sich von Anfang an für eine integrale Entwicklung der Kolonie Neuland ein. Neben der wirtschaftlichen Entwicklung galt sein besonderes Interesse auch dem Aufbau des Schulwesens und der sozialen Dienste. Als aktives Gemeindeglied unterstützte er ebenfalls den Aufbau der beiden Gemeinden. Die Bildung lag ihm besonders am Herzen. Daher sorgte er dafür, dass bereits in den fünfziger Jahren Zentralschullehrer für Neuland im Ausland ausgebildet wurden.

Peter Derksen war ein Mann mit Augenmaß und Weitblick. Neben den weitreichenden Zielen hatte er auch einen Blick für die kleinen Dinge. Fleiß, Ehrlichkeit, Ausdauer und Beständigkeit waren für ihn Tugenden, die er sowohl von sich selbst als auch von den anderen forderte. Er blieb in Neuland, als viele auswanderten, und machte dadurch anderen Mitbürgern Mut, ebenfalls hier zu bleiben. Die Früchte der jahrelangen Anstrengungen und Mühen konnte er nur teilweise, größtenteils aber konnten sie seine Nachfolger im Amt ernten.

Literatur

Jakob Warkentin, Peter Derksen: Elektriker, Flüchtlingsbetreuer, Oberschulze, in: Ders: Erziehung und Bildung im Raum der Kolonie, hg. vom Verein für Geschichte und Kultur der Mennoniten in Paraguay, Asunción 2007, 108–125. - Walter Regehr (Hg.), 25 Jahre Kolonie Neuland (1947 – 1972). Eine Gedenkschrift zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum, Karlsruhe 1972. - Jakob Warkentin (Hg.), 50 Jahre Kolonie Neuland, Chaco – Paraguay, Asunción 1997.

Jakob Warkentin

 
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