Inja, Cornelis Poulis

geb. am 27. Juli 1903 in Zaandam, gest. am 23. Oktober 1989 in Baarn, Niederlande; Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzungsmacht, Mitarbeiter im Friedensdienst, Prediger.

Cornelis Poulis Inja war der älteste Sohn von Jan Inja, einem Zigarrenhersteller, und seiner Frau Trijntje Inja-Exalto, die einen kleinen Laden im Hause hatte. Beide waren aktive Mitglieder der Mennonitengemeinde Zaandam-Oost. Cornelis P. Inja heiratete 1930 Ellen Weyl (1903–1968). Sie war jüdischer Herkunft, doch genau wie ihre Mutter der Mennonitengemeinde beigetreten. Aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor. In zweiter Ehe heiratete Cornelis P. Inja 1972 Elisabeth Levinson (1910–1996).

Inja arbeitete seit seinem 13. Lebensjahr im Holzhandel; um sich fortzubilden, besuchte er jedoch die Abendschule. Schon in jungen Jahren wurde er vom religiösen Sozialismus beeinflusst, der in der Region am Fluss „de Zaan“ sehr lebendig war und u. a. von den Predigern J. M. Leendertz und T. O. →Hylkema innerhalb der Gemeindetagsbewegung (der späteren Elspeetbewegung) vertreten wurde. Er schloss sich ebenfalls dem Doopsgezinde Jongeren Bond an, wo über Themen wie Abstinenz, Kriegsdienstverweigerung und Verbesserung der Lebensumstände für den Arbeiterstand diskutiert wurde. Außerdem war er in der Gewerkschaft aktiv. 1922 wurde Inja getauft. Drei Jahre später wurde er zum Wehrdienst eingezogen, doch er weigerte sich aufgrund seiner Glaubensprinzipien, den Wehrdienst anzutreten. Darum wurde er vom 25. März bis zum 25. November zu Gefängnishaft in Scheveningen (bei Den Haag) verurteilt, zusammen mit anderen, unter denen auch Mennoniten waren. Dort schrieb er ein ausführliches Tagebuch, das 2001, mit Anmerkungen versehen, herausgegeben wurde. In den darauf folgenden Jahren blieb er bei der Holzfabrik, in der er schon vorher gearbeitet hatte, angestellt. Nebenher beteiligte er sich am Comité Socialisme en Kerk, das von Frits →Kuiper ins Leben gerufen worden war, und beteiligte sich an der Arbeitsgruppe gegen den Wehrdienst, einer der Arbeitsgruppen innerhalb der Gemeindetagsbewegung. Dort lernte er auch Dr. Jacob ter →Meulen kennen, der ihn 1939 in die Arbeitsgemeinschaft der →Quäker und Mennoniten, der späteren Arbeitsgruppe Mennoniten und Geistesverwandte, einführte. Ab 1935 setzte sich diese Arbeitsgruppe vor allem für jüdisch-christliche Flüchtlinge aus Deutschland ein. Inja wurde zum Motor einer Gruppe dieser Arbeitsgemeinschaft an der Zaan, die während des gesamten Krieges auf praktische Weise den Flüchtlingen, die im Durchgangslager Westerbork festgehalten und teilweise später in Vernichtungslagern ermordet wurden, Hilfe leistete. Gleichzeitig engagierte er sich in einer niederländisch-reformierten Widerstandsgruppe gegen die deutsche Besatzungsmacht, der Gruppe 2000. Zugunsten dieser illegalen Arbeit wurde er freigestellt.

In dieser Zeit begann er ebenfalls ein Studium, um Prediger im liberalen Bund der Niederländischen Protestanten (NPB) zu werden. Zum 1. Juli 1943 wurde Inja Hilfsprediger der Mennonitengemeinde Edam. Im Jahre 1942 wurden er und seine jüdische Frau, selber eine furchtlose Kämpferin, die sich weigerte, den Judenstern zu tragen, zum Umzug nach Amsterdam gezwungen. Zwei Jahre später mussten sie in den Untergrund in Baarn gehen. Dort blieben sie dann wohnen. 1946 wurde die Doopsgezinde Vredesgroep ins Leben gerufen, und ab 1947 war Inja als Sekretär des Friedensbüros tätig. Er beriet junge Männer, die aus Gewissensgründen den Kriegsdienst verweigern wollten, und begleitete Hunderte von Kriegsdienstverweigerern während ihres Arbeitseinsatzes oder ihrer Haft. Das geschah vor allem in speziellen Konferenzen und Zusammenkünften, die Inja organisierte und auf denen er seine Zuhörer begeistern konnte. Solche Konferenzen wurden beispielsweise in einem Bauernhof mit Ferienunterbringung auf der Insel Texel abgehalten. Dieser Hof trug den Namen „Das gelobte Land“. Ab 1963 verfügte die Mennonitische Friedensgruppe mit „Bloem en Bos“ (Blume und Wald) über ein eigenes Konferenzzentrum auf Texel, zu dessen Entstehen auch Inja wesentlich beigetragen hatte. Inzwischen wurde seine Arbeit vom Verteidigungsministerium anerkannt und er bis zu seinem Eintritt in das Pensionsalter 1973 in den Staatsdienst übernommen. In dieser Zeit setzte er sich ebenfalls für die Verbesserung des Gesetzes zur Wehrdienstverweigerung ein. Seine Arbeit wurde auch mit einer königlichen Auszeichnung gewürdigt. Leider wurde es für ihn im Ruhestand schwieriger, den Veränderungen der Zeiten zu folgen. Er blieb vor allem der begeisterte, streitbare und romantische Idealist der Zeit zwischen den Kriegen. Das führte ab 1975 zu einer Entfremdung zwischen ihm und der Mennonitischen Friedensgruppe. Dennoch besaß er genug Kraft, ab 1978 zunächst als Hilfsprediger für Ältere, später als Prediger der Mennonitengemeinde Baarn zu dienen. Für ihn war das Predigtamt auch die Erfüllung und die Anerkennung eines lang gehegten Wunsches.

Schriften (Auswahl)

Kies dan het leven, Ausgabe Doopsgezinde Vredesgroep o. J und o. O. - Geen cel ketent deze dromen. Een dagboek over ideaal en werkelijkheid van de doopsgezinde dienstweigeraar en socialist Cor Inja uit Zaandam, geschreven in gevangenschap van 25 maart tot en met 19 november 1925, Hilversum 2001.- Dazu noch viele Beiträge in den Briefen der Gemeindetagsbewegung, im Vredesbrief (Friedensbrief) der Doopsgezinde Vredesgroep (DVG) und im Algemeen Doopsgezind Weekblad.- Weiteres Quellenmaterial im Archiv des DVG im Archiv der Stadt Amsterdam und im Doopgezind Documentatie Centrum, UB-UvA (Universiteits Bibliothek Universiteit van Amsterdam).

Literatur

G. Termeer u. a. (Red.), Dienstweigeraars. Over dienstweigering en verzet tegen het militarisme vanaf de eeuwwisseling tot nu, Amsterdam 1984. - Dies Heitmeijer, Vredeswerk in oorlogstijd. Een gesprek met Cor Inja, in: De Vredesbrief, Anlage zum Algemeen Doopsgezind Weekblad, vom 19. 4. 1986.

Nachrufe: H. Akkerman, In Memoriam Cor Inja, in: Algemeen Doopsgezind Weekblad, 44, Nr. 41, vom 18. 11. 1989. - Ed van Straten, In Memoriam Cornelis Poulis Inja, in: Doopsgezind Jaarboekje 85, 1991, 7–8.

Alle G. Hoekema

 
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